„Alex“, antwortete ich schnell. „Du.. arbeitest hier, richtig?“
Was für ein schreckliches SmallTalk, natürlich arbeitete er hier, was sollte er sonst hinter der Theke machen? Nachdem ich die Frage ausgesprochen hatte winkte ich gleich danach wieder ab. „Natürlich arbeitest du hier- okay, hey, wisst ihr was? Ich verschwinde- ein Date ist schließlich zwischen zwei Leuten, nicht drei.“ ...außer bei einem Dreier. Okay wow, gut, dass keiner meine Gedanken hören kann, alleine das was aus meinem Mund kommt ist schlimm genug.
Ich schob Matt ein paar Scheine hin und griff nach der vollen, ungeöffneten Flasche Vodka hinter der Theke. „Ich hoffe das reicht, wenn es zu viel ist, dann spendiere Grace einen Drink.“ Ich war mir sicher, dass es mir eigentlich nicht gestattet war, mich selbst zu bedienen, doch im Moment war mir das egal, ich brauchte Alkohol, um das hier eben so schnell wie möglich zu vergessen. Ich sprang vom Hocker auf und lächelte Grace zu.
„Vielleicht treffen wir ja einmal wieder zufällig aufeinander“ Ich nickte Matt freundschaftlich zu, bevor ich den Club verließ.

Alex. Diesen Namen würde ich mir mit Sicherheit merken. „Du.. arbeitest hier, richtig?“, hörte ich sie fragen und sah sie halb belustigt, halb ungläubig an. Okay, das war doch offensichtlich, oder etwa nicht? Bevor ich sie darauf hinweisen konnte, wer ihnen eben die Gläser gebracht hatte, korrigierte sie sich schon selbst. "Eigentlich...", fing ich an und brach aber ab, als sie das Geld rüberschob. ...ist das hier kein Date. Als sie nach der Flasche griff, streifte sie kurz meinen Arm und ich merkte das prickelnde Gefühl, was die kurze Berührung hinterließ. Gleichzeitig stellten sich meine Nackenhaare alarmiert auf. "Nein, nein, ist schon okay", sagte ich, obwohl es ganz und gar nicht okay war, dass sie die gesamte Flasche mitgehen ließ. Aber selbst, wenn ich sie hätte aufhalten wollen, ergriff sie zu schnell die Flucht, als dass ich es tatsächlich geschafft hätte. Ich nickte ebenfalls und sah ihr noch einen Moment nach - immer noch etwas irritiert. "Wow. Was war das denn?"
Ich steckte das Geld ungezählt in das Portmonaie und hörte dann einen Kollegen nach mir rufen. Ich hob den Kopf und gab ein kuzes Handzeichen, dass ich gleich da wäre.
"Hier, meine Glückssträhne ist offenbar vorbei und bevor du auch so einen Abgang machst oder so..." Ich kritzelte meine Handynummer auf den nächstbesten Zettel, der mir in die Hände fiel und schob ihn Grace grinsend rüber. Schließlich konnte es sein, dass sie langsam die Schnauze voll hatte vom Warten - und ich könnte es ihr auch nicht verdenken.

Irgendwie lief dieses unverfängliche Aufeinanderteffen dreier Leute völlig aus dem Ruder. Und ich schien die Einzige zu sein, die den Gong nicht gehört hatte. Was ging hier vor?!
Zwischen den beiden flackerte es von heiß zu kalt, und gerade verschluckte ich mich wegen Alex' Dreier-Gedanken an meinem Getränk, da verabschiedete sie sich auch schon hastigst und verschwand von hier. "Wa..? Tschüss, Alex!" Bis mal wieder, ja.
Oh wie gut, dass sie nicht wusste, dass ich ihre Gedanken durchaus hören konnte.
Verwirrt schüttelte ich den Kopf und kaute auf dem Strohhalm in meinem Longdrink herum und sah von unten zu Matt hoch.
"Sag du mir, was das gerade war. Entweder sie ist unglaublich scharf auf dich oder sie hasst dich." Ich zuckte grinsend mit den Schultern, denn ich würde den abend nicht mit einer Analyse seiner Fremden verbringen.
Als Matt was von Abgang sprach, verstand ich erst nicht ganz, aber seine Gedanken und das Gekritzel erklärten mir sein Vorhaben. "Oh.. Ja, danke."
Ich steckte die Nummer ein und grinste ihm zu. "Denkst du, ich kauf mir auch gleich ne Flasche Hochprozentiges und vverschwinde?? Wo du doch nur noch 15 Minuten Dienst hast und ich tatsächlich eine Aussicht auf deine ungeteilte Aufmerksamkeit??"
Natürlich hatte Alex irgendwie recht gehabt, zumindest ich versteckte nicht, dass ich flirtete. Und es machte Spaß, also trieb ich das Spielchen noch ein bisschen weiter.

Falls Grace mit der Einschätzung zu Alex recht haben sollte, dann wäre das eine verdammt treffende Beschreibung - auch für das, was in mir vorging. Nur kannte ich diese Frau kein Stück (selbst Grace kannte ich gerade mehr) noch konnte ich mir das irgendwie anders erklären. Ich vertrieb die merkwürdigen, antwortlosen Fragen so gut es ging aus meinem Kopf. Damit könnte ich mich wann anders beschäftigen - wenn überhaupt. Vielleicht wollte ich die Antworten auch lieber gar nicht wissen.
Ich sah zu, wie Grace die Nummer wegsteckte. "Wenn du nicht anrufen willst, kannst du dich auch überfallen lassen. Das scheint genauso gut zu funktionieren."
"Denkst du, ich kauf mir auch gleich ne Flasche Hochprozentiges und vverschwinde?? Wo du doch nur noch 15 Minuten Dienst hast und ich tatsächlich eine Aussicht auf deine ungeteilte Aufmerksamkeit??"
"Wer weiß", meinte ich grinsend. "Heute scheint alles möglich zu sein." Meine gute Laune kehrte zurück und dieses Mal versuchte ich gar nicht erst, eine potenzielle Zweideutigkeit in meinen Worten zu verstecken.
Dann tat ich wieder das, wofür ich eigentlich hier war und schenkte diverse Getränke aus. Grace wartete tatsächlich und nachdem ich nach hinten gegangen war, um das Club-Shirt wieder gegen mein eigenes auszutauschen, und dann auf der Gäste-Seite der Bar wieder neben ihr auftauchte, drückte ih ihr noch einen Cocktail in die Hand. Mit meinem eigenen Glas prostete ich ihr zu. "Genieß es, ist das letzte für heute, was gratis ist", meinte ich grinsend, wobei ich mich dicht zu ihr beugen musste, um den Lärm der Musik zu übertönen. Ihr Haar roch unglaublich gut un ich verharrte einen Moment länger an ihrem Ohr, als vielleicht nötig gewesen wäre, bevor ich mich wieder aufrichtete.

Matts letzter Gedanke, den er an Alex hatte, beruhigte mich vollends, denn offenbar kannte er sie wirklich nicht. Klar, sie hatten irgendwelche Anziehungkräfte aufeinander, aber das hatte man eben manchmal zu Fremden. Würde ich sonst auf den Barkeeper hier warten, den ich erst wenige Stunden kannte? Vermutlich nicht.
Ich rollte die Augen zur Antwort auf seinen Alternativvorschlag und wartete die letzten paar Minuten ab, die er noch Schicht hatte. Mein letzter Drink war nun wieder leer und ich wiegte meine Hüften zum Takt.
Schließlich kam Matt hinter der Theke hervor, in seinen eigenen Klamotten und schon hatte ich das nächste Getränk in der Hand. "Hmmh, dankesehr." Süß, wie der den Big Spender markierte. Aber natürlich nahm ich das so hin.
Ich bemerkte, wie er näher kam und klappte meine Augen ein wenig zu, um mich besser auf seine Worte zu konzentrieren. Wir gaben vermutlich ein seltsames Bild ab, doch ich spürte und hörte, dass er an meinen Haaren roch. Als er das tat, drehte ich meinen Kopf ein Stück und unsere Wangen streiften sich. Ein angenehmes Kribbeln machte sich auf meiner Haut breit und wieder biss ich mir auf die Lippen.
Klar war mein Verhalten eindeutig, doch wieso sollte ich das auch verstecken? Irgendwas an ihm zog mich an und er musste ja nicht gleich der Vater meiner Kinder werden.
Meine Finger spielten mit dem Strohhalm meines Cocktails und ich sah Matt abwartend an, flüsterte dann leise: "Tanzt du auch? Oder..." ...gehen wir gleich zu dir? Über den Gedanken musste ich ein wenig kichern. Denn vielleicht wollte er mich ja gern noch ein wenig kennenlernen,bevor wir irgendwo hin gingen.

Ihre Wange an meiner war hoffentlich nur ein kleiner Vorgeschmack und schrie förmlich nach mehr. Automatisch schaute ich auf ihre Lippen, die für einen Moment in ihrem Mund verschwanden, als sie darauf biss. Himmel. Heute war wirklich mein Glückstag.
Grace flüsterte mir ihre Frage ins Ohr und überließ die zweite Hälfte meiner Fantasie. Sie stand dicht vor mir und wieder war da ihr Geruch, der mir fast die Sinne benebelte.
Meine Hand strich über ihren Oberarm, als ich mich erneut vorbeugte, um ihr zu antworten. "Also ich hab genug vom Club." Ich war ja nun wirklich oft genug hier. Von dir aber nicht, fügte ich in Gedanken hinzu, fand es aber zu dämlich, um es auszusprechen. Also lächelte ich sie an, macht eine Kopfbewegung Richtung Ausgang und ließ meine Finger ihren Arm hinab wandern, bis ich ihre Hand fand. Dann nahm ich sie durch den Hintereingang mit nach draußen, vorher stellten wir noch unsere Gläser ab. Die Nachtluft war kühl und angenehm. Ich ließ ihre Hand nicht los, auch wenn es im Club noch ausgesehen hatte, als wollte ich bloß verhindern, sie im Gewimmel zu verlieren. Abrupt drehte ich mich zu ihr um, stand dicht vor ihr. Der zu schnell runtergestürzte Hochprozentige stieg mir dank der frischen Luft zu Kopfe und ich konnte mir vorstellen, wie es Grace gehen musste - immerhin hatte sie einiges mehr getrunken und sie machte nicht den Eindruck, als würde sie das ständig tun.
"Also", sagte ich, endlich in normaler Lautstärke, "wir können uns entweder noch eine ruhigere Kneipe suchen oder... ich wohne gleich um die Ecke, da ist es auf jeden Fall ruhig." Hier draußen, ohne die dröhnende Musik, die Veriwrrung durch Alex und meine Kollegen im Nacken, fiel mir wieder auf, wie schön Grace eigentlich war. Wow, okay, vielleicht lag´s auch am Alkohol oder ihrem offensichtlichen interesse - völlig egal. Wieso war ich so vorsichtig? Sie hatte doch eben schon deutlich gemacht, dass sie nich abgeneigt wäre, oder? Hatte ich das falsch interpretiert? Nein. So, wie sie mich gerade anlächelte, hatte ich das mit Sicherheit genau richtig verstanden. Bevor sie antworten konnte, schüttelte ich grinsend den Kopf. Ich wollte nicht in eine Kneipe gehen. Ich wollte mehr von diesem Duft, von dem Gefühl, als ihre Wange meine streifte. Wieso zum Henker drum herum reden?
"Wir gehen zu mir", teilte ich Grace nun entschlossen und grinsend mit und gab ihr keine Zeit zu protestieren.

Okay, mein Verhalten hatte seine Wirkung nicht verfehlt und ich hörte nicht auf, Matt anzulächeln. Das Kribbeln auf meiner Wange breitete sich weiter aus und strömte durch meinen Körper. Eigentlich war es schon ziemlich lange her, dass ich mich hatte dazu hinreißen lassen. Also wieso nicht bei Matt? Er war süß, höflich und er mochte mich auch.
Ich nickte, als er sagte, es sei genug Club gewesen bis jetzt, denn darauf hatte ich ja abgezielt. Wieder mal gut, dass er nicht wusste, dass ich seine Gedanken hören konnte. Na also. So würde das wohl auch gehen und in diesem Fall war es wirklich praktisch, zu hören, was noch so in seinem Kopf vorging.
Als wir zum Ausgang tigerten, verschränkte ich meine Finger mit seinen und folgte ihm, hone links und rechts zu schauen. Sicher kannten hier einige ihren Barkeeper und wussten, wie das enden würde. Doch mir war das gerade so unglaublich egal.
Draußen angekommen, blinzelte ich, denn der Alkohol wärmte mich mittlerweile von innen, doch noch nicht so sehr, dass ich nicht mitbekam, was Matt da tat.
Er stand dicht vor mir, ich sah zu ihm hoch und rückte auch nicht ab. Unsere Hände waren noch immer verschränkt und ich wartete geduldig ab, bis er sich gesammelt hatte und schließlich die Richtung einschlug, die ich erwartete.Dicht gedrängt wie wir standen, hätte ich es doch schwer entsetzlich gefunden, wenn er jetzt wirklich noch in eine andere Bar gewollt hätte.
"Dann lass uns los."
Doch bevor wir losgingen, steckte ich noch die Verhältnisse ab, beugte mich langsam vor und stellte mich auf Zehenspitzen. Meine Augen schlossen sich und ich liebte dieses Flattern, das sich in meinem Bauch breit machte. Dann berührte ich vorsichtig mit meinen seine Lippen. Sie fühlten sich warm an, ein wenig rauh vielleicht, doch sie verlangten nach mehr und zogen mich an. Wie Matt schon den ganzen Abend... Dann löste ich mich behutsam und sah ihn abwartend an, dass er uns den Weg zeigen möge.

Und dann waren da plötzlich ihre Lippen, weich, warm, sanft. Der Moment war zu schnell vorbei, als dass ich groß die Chance hatte, den Kuss zu erwidern. Übrig blieb gerade nur das schnellere Schlagen meines Herzens. Das hier war nicht genug. Noch lange nicht. Glückstag.
Der Kuss ging mir zu schnell, wie gesagt, ich hatte kaum Möglichkeit zu reagieren gehabt. Etwas erstaunt, aber lächelnd, sah ich sie an und grinste dann wieder. "Scheiße. Wir gehen sowas von zu mir", murmelte ich und zeigte ihr den Weg zu meiner Wohnung.